Bewegte Bildung und kindzentrierte Pädagogik: Eindrücke aus Finnland
Das Erasmus+ Sport Projekt ermöglichte drei Pädagoginnen aus Marktoberdorf eine Woche intensiver Einblicke in das finnische Bildungssystem. Die Hospitationen in Haminas Kitas und Preschools stellten für die Pädagoginnen eine inspirierende Reise dar. Finnland, weltweit bekannt für sein erfolgreiches Bildungssystem und beständige Spitzenplätze im Pisa-Ranking, verfolgt einen kindzentrierten und ganzheitlichen Bildungsansatz, der den natürlichen Bewegungsdrang und die individuellen Bedürfnisse der Kinder in den Vordergrund stellt.
Bereits nach dem ersten Tag in Hamina zeigten sich die Pädagoginnen beeindruckt von der entspannten Atmosphäre, der Eigenständigkeit und der Konzentration der Kinder. “Die Kinder sind super entspannt und die Atmosphäre ist ruhig und gelassen. So würde ich auch gerne arbeiten,” erklärte eine Teilnehmerin. Dieser erste Eindruck setzte sich durch die Woche hindurch fort und spiegelte die Grundwerte des finnischen Systems wider: Vertrauen, Autonomie und Respekt vor den individuellen Bedürfnissen jedes Kindes. | |
Das finnische Bildungsverständnis
Finnlands Erfolg im Pisa-Ranking und die hohe Bildungsqualität lassen sich auf ein Bildungssystem zurückführen, das auf Chancengleichheit und individuelle Förderung ausgerichtet ist. Bildung ist in Finnland auf allen Ebenen kostenlos und zielt darauf ab, allen Kindern – unabhängig von Herkunft oder sozialem Status – dieselben Möglichkeiten zu bieten. Schon in der Frühpädagogik sind Spiel, Bewegung und Lernen miteinander verknüpft. Kinder entwickeln grundlegende Fähigkeiten spielerisch und erfahren eine Förderung, die auf Selbstentfaltung und Eigenständigkeit setzt. Die nationalen Bildungsrichtlinien lassen dabei Raum für lokale Anpassungen, wodurch Bildungseinrichtungen individuelle Lernansätze gestalten können.
Bewegte Bildung und innovative Konzepte
Ein besonderes Erlebnis bot die 24-Stunden-Kita, die den Familien flexible Betreuungsmöglichkeiten bietet. Eltern können ihre Bedürfnisse zwei Wochen im Voraus anmelden, und die Dienstpläne der Betreuerinnen und Pädagoginnen werden entsprechend angepasst. Diese Flexibilität ermöglicht es Familien, Betreuung und Beruf harmonisch zu verbinden – ein Konzept, das für die Pädagoginnen neu und faszinierend war. Neben der Flexibilität beeindruckte auch die starke Verbindung zur Natur. Die Kita in Hamina liegt mit Blick auf das Meer, und Kinder haben regelmäßig die Möglichkeit zur Wassergewöhnung im nahegelegenen Schwimmbad. Diese Einbindung natürlicher Elemente ist Teil der finnischen Philosophie, die das Wohlbefinden und die Bewegungsfreiheit der Kinder in den Mittelpunkt stellt. „Die Kinder hören zu und sind konzentriert“, so eine Pädagogin, die erstaunt über die positive Wirkung der Natur auf das Verhalten der Kinder war. |
Reflexion und Impulse für die eigene Arbeit
Inspiriert von den Eindrücken reflektierten die Pädagoginnen nach der Rückkehr in Deutschland ihre bisherigen pädagogischen Konzepte. Sie entwickelten konkrete Ideen, um die kindzentrierten Ansätze und die „bewegte Bildung“ auch in ihren Einrichtungen zu verankern. Geplant ist etwa, Tische und Stühle aus den Gruppenräumen zu entfernen, um den Kindern mehr Raum für Bewegung zu geben. Auch die Essenszeiten sollen so angepasst werden, dass die Kinder frühzeitig nach draußen gehen können, um von der Bewegung im Freien zu profitieren. Zudem möchten die Pädagoginnen „Störgeräusche“ wie das Telefonklingeln während der Betreuungszeit minimieren, um den Kindern volle Aufmerksamkeit zu schenken.
Fazit: Eine Vision für die Kita von morgen
Die Erfahrungen aus Finnland haben den Pädagoginnen neue Perspektiven eröffnet und den Wunsch geweckt, eine Umgebung zu schaffen, die den Bedürfnissen der Kinder in einer dynamischen und naturverbundenen Weise gerecht wird. Das Erasmus+ Projekt zeigt, wie wichtig der internationale Austausch für die Weiterentwicklung pädagogischer Konzepte ist. Die in Hamina gesammelten Eindrücke sind ein wertvoller Impuls, um Bewegung, Naturerleben und kindzentrierte Bildung auch in Deutschland stärker zu fördern und so die pädagogische Arbeit langfristig zu bereichern.